Schweinswal-PAL:
Antworten auf häufige Fragen
Verringern Schweinswal- und Breitband-PAL wirksam den Beifang ?
Ja, die mittels Schweinswal-PAL in der Westlichen Ostsee erzielte Beifangverringerung beträgt rund 80 %. Der Breitband-PAL verringert den Schweinswalbeifang signifikant um 60-100% (Siehe Forschung).
Wirken sich der Schweinswal- und Breitband-PAL auf die Fangerträge aus?
Nein: In den Versuchen in der Berufsfischerei traten keine Unterschiede in den Erträgen der Zielarten zwischen Kontroll- und PAL-Netzen auf.
Wie kommen Fischer mit dem PAL aktuell zurecht?
Sehr gut: seit April 2017 läuft eine groß angelegte Erprobungsstudie, betreut durch das Ostsee-Infocenter in Eckernförde. Die Fischer stellen keine Auswirkungen auf den Fang der Zielarten fest und es gibt keine Probleme des PAL mit den Gerätschaften an Bord. Die bewährte Befestigung sorgt für einen reibungslosen Fischereibetrieb und die Netze verheddern sich nicht. Das Gleiche gilt für Fischereien in Island und Bulgarien.
Gibt es Hinweise darauf, dass der Schweinswal- oder Breitband-PAL Seehunde anlocken?
Nein: Während der Versuche in der Berufsfischerei wurden keine angebissenen Fische in den Netzen festgestellt. Bei den beteiligten Fischern traten auch keine Seehunde als Beifänge auf.
Könnten Schweinswal- und Breitband-PAL auch für Kegelrobben und Seehunde hörbar sein?
Möglicherweise: Sie erzeugen schwache Resonanzschwingungen bis hinunter auf 50 kHz, die in den Hörbereich von Seehund und Kegelrobbe reichen. Diese Signale sind jedoch wesentlich leiser als bei herkömmlichen Pingern. Eine Reaktion von Seehunden auf den PAL wurde im Freiland nicht beobachtet.
Gibt es Hinweise darauf, dass PALs Seevögel anlocken oder vertreiben?
Im Gegensatz zu den gelben Geräten von verschiedenen Pingerherstellern ist der PAL kompett schwarz. Die bisher erhobenen Daten zeigen keinen Zusammenhang zwischen PAL-Einsatz und Seevogelbeifang.
Ist der PAL auch für Seevögel hörbar?
Vermutlich nicht: Eine aktuelle Studie der Universität Süd-Dänemark zeigt, dass Seevögel wie zum Beispiel Kormorane unter Wasser nur im Bereich 1-4 kHz hören können.
Welche Eigenschaften hat der PAL?
Der PAL ist leichter als Wasser und schwimmt mit 60 Gramm Auftrieb. Er hat ein schlagzähes, kälte- unempfindliches und UV-resistentes Kunststoffgehäuse und ist bis auf 320 m Tiefe getestet. Die Batterie ist Schaumstoff-gepolstert und austauschbar. Beide Gehäusehälften sind miteinander verschraubt, als Dichtung dient ein gefetteter O-Ring. Jeder PAL ist programmierbar, Software und Signal können zu jeder Zeit dem jeweils neuesten Stand angepasst werden.
Wie wird der PAL am Netz befestigt?
Mit Hilfe von Gummileinen, damit er durch die bordeigenen Geräte (Netzholer, Reppler) nicht beschädigt wird. Die beidseits befestigten Gummileinen liegen dabei an der Netz-Kopfleine so eng an, dass sich dahinter keine Netzmaschen verfangen können. Die Befestigungsmethode wurde ausgiebig durch verschiedene Fischer erprobt und sichert einen reibungslosen Betrieb.
Wie viele PAL benötige ich?
Als Faustregel gilt für alle PAL ausser dem 10 kHz-PAL: Netzlänge in Metern / 200 plus eins (bei 10 kHz-PAL Meter/100). Also bei einem Netz mit 1.000 m Länge genau 6 Schweinswal-PAL. Alle Versuche des Thünen-Institutes in der Berufsfischerei beziehen sich auf unter 200 m Abstand der PAL zueinander. Alle PAL werden dabei in gleicher Richtung ausgerichtet (Bitte Pfeil auf dem Gerät beachten) und das letzte Gerät am Netz in umgekehrter Richtung, zum Netz weisend.
An welchen Stellnetzen sollte der PAL angebracht werden?
Am besten an allen. Als Faustregel kann gesagt werden: je höher das Netz steht, desto größer das Risiko, dass Schweinswale sich darin verfangen. Die Versuche wurden bisher an Dorsch- und Steinbutt-Stellnetzen durchgeführt. Fischer setzen PAL in Hering, Plattfisch, Dorsch- und Steinbutt-Stellnetzen ein.
Zu welcher Jahreszeit sollte ich den PAL einsetzen?
Das ganze Jahr über: Die Versuche des Thünen-Instituts in der professionellen Stellnetzfischerei in der westlichen Ostsee haben gezeigt, dass Schweinswal-Beifang im gesamten Jahresverlauf auftritt.
Wie lang hält die PAL Batterie?
PALs haben eine Batterielebensdauer von ungefähr 4 Jahren im Regal und über 1 Jahr bei Dauerbetrieb. Im normalen Betrieb hält die Batterie bis zu 2 Jahre durch. Die Batterie ist im Werk austauschbar.
Was passiert, wenn ein PAL defekt ist?
Die PAL sind bitte wöchentlich bis zwei-wöchentlich auf Funktionsfähigkeit zu prüfen. Die Geräte sind robust und langlebig, dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Batterie leer oder das Gehäuse beschädigt ist. Defekte PAL können den betreffenden Netzbereich nicht schützen. Bei Beifängen ist es daher sehr wichtig, die benachbarten PAL zu prüfen und das beigefangene Tier für weitere Untersuchungen abzugeben, um die Umstände des Beifangs klären zu können (Anonymer Abholdienst).
Wie kann die Funktionsfähigkeit der PAL an Netzen überprüft werden?
Dazu wird jeder PAL beim Einholen an Bord direkt mit dem Ohr geprüft. Das Prüfsignal wird in Luft 5 Minuten lang erzeugt und ist an Bord gut hörbar. Unter Wasser können PAL bis in einer Entfernung von 170 m mit geeigneten Hydrophonen erfasst werden.
Wie häufig sendet der PAL?
Schweinswal-PAL senden unter Wasser ununterbrochen in Zyklen. Um einem Gewöhnungseffekt vorzubeugen, erzeugt das Gerät in jedem Zyklus nach dem Zufallsprinzip 1-3 Warnsignale hintereinander, gefolgt von zufällig langen Pauseintervallen zwischen 8 und 30 Sekunden. Somit ist jeder Zyklus anders.
Ist der PAL auch an Deck aktiviert?
Nein: Jeder PAL hat einen Wasserschalter und wird erst innerhalb einer Minute nach Eintauchen in das Wasser aktiv. Nach dem Herausholen senden die Geräte 5 Minuten, um eine Funktionskontrolle zu ermöglichen.
Lässt die Wirkung des PAL mit der Zeit nach?
Vermutlich nicht: In dem dreijährigen Versuch des Thünen-Instituts gab es darauf keine Hinweise. Es ist auch unwahrscheinlich, dass Schweinswale sich an variable Warnlaute gewöhnen (außer 10 kHz-PAL).
Wo wurden Fischereiversuche durchgeführt?
In der westlichen Ostsee rund um Fehmarn, im Bereich Eckernförde und Damp, sowie im Öresund zwischen Dänemark und Schweden, von Kopenhagen bis ins Kattegatt. Rund Island im Nord-Atlantik und im Schwarzen Meer vor Bulgarien.
Wie wurden die Beifangversuche durchgeführt?
Die Berufsfischer setzten während ihrer normalen Fangtätigkeiten rund die Hälfte ihrer Netze mit PAL und in ausreichendem Abstand die andere Hälfte ihrer Netze zur Kontrolle ohne PAL. Die Netze waren in Bezug auf Stellzeitpunkt, Stelldauer, Länge und Beschaffenheit identisch. Die Fischer erfassten Erträge und Beifänge in speziellen Protokollen. Zusätzlich wurden Fischereibeobachter sowie Videomonitoring eingesetzt.
Wie wirkt das Signal des Schweinswal-PAL auf Schweinswale?
In Voruntersuchungen wurden verschiedene Signale getestet. Das für die Warnung der Tiere beste Signal imitiert ihre aggressiven Kommunikationslaute. Ihre Reaktion auf einen mit diesem Signal sendenden PAL wurde von einer Klippe aus beobachtet und unter Wasser mittels Klickdetektor aufgezeichnet. Bei aktivem Schweinswal-PAL erhöhen Schweinswale ihren Minimalabstand zur Schallquelle im Mittel nur um 19 Meter. Gleichzeitig erhöhen sie ihre Echoortung im Mittel um 10%. Diese Effekte führen vermutlich zu einer früheren Wahrnehmung des Netzes sowie einer Verringerung der Kollisionswahrscheinlichkeit.
Werden Schweinswale auch in der Nähe von Schweinswal-PAL beobachtet ?
Ja: mittels autonomer akustischer Detektoren wurden sowohl an Netzen mit als auch ohne PAL Schweinswale aufgezeichnet.
Was unterscheidet den Schweinswal-PAL von einem Pinger?
Der Schweinswal-PAL erzeugt künstliche Kommunikationslaute der Schweinswale auf einer hohen Ultraschallfrequenz von 133 kHz. Versuche mit dem Schweinswal-PAL zeigen, dass die Tiere diesen kaum meiden, ihre Echoortung aber um 10% erhöhen.
Pinger gibt es in verschiedenen Ausführungen: als hörbaren 10 kHz-Pinger, als Breitband-Pinger mit Signalen zwischen 20 und 160 kHz und als Wal-Pinger mit tiefen 3 kHz. Untersuchungen belegen, dass Schweinswale durch Pinger vertrieben werden. Dabei schränken sie ihre Echoortung ein, vermutlich um bei vermeintlichen Feinden nicht aufzufallen.
Pinger gibt es in verschiedenen Ausführungen: als hörbaren 10 kHz-Pinger, als Breitband-Pinger mit Signalen zwischen 20 und 160 kHz und als Wal-Pinger mit tiefen 3 kHz. Untersuchungen belegen, dass Schweinswale durch Pinger vertrieben werden. Dabei schränken sie ihre Echoortung ein, vermutlich um bei vermeintlichen Feinden nicht aufzufallen.
Werde ich mit Hilfe des Schweinswal- oder Breitband-PAL gar keine Beifänge mehr erzielen?
Der Schweinswal-PAL bewirkt eine Verringerung der Beifangzahlen um rund 80 %. Der Breitband-PAL verringert den Schweinswalbeifang um 60-100%. Das heißt, geringe Anzahlen an Beifängen werden vermutlich noch auftreten. Das Land Schleswig-Holstein fördert Untersuchungen darüber, ob dies insbesondere kranke oder gehörgeschädigte Schweinswale betrifft. (Beifänge bitte melden und abgeben: Anonymer Abholdienst).
Fachliteratur
- Internationaler Rat für Meeresforschung, Arbeitsgruppe Beifang
ICES Reports on Bycatch of Protected Species (WGBYC). PDF des 2017 Reports hier. - Akustischer Schutz für Meeressäuger: neues Warngerät PAL
Tagungsband 43. Jahrestagung für Akustik DAGA, 2017, Kiel. PDF des Artikels hier. - Schweinswal-Warngerät - Porpoise alerting device (PAL)
Proceedings of the 4th PMCE Conference 2015. PDF des Artikels (englische Version) hier. - Neue Vermeidungsstrategien und Hinweise zu akustischen Grenzwerten
ECS 2015 Workshop proceedings - Nutzung der akustischen Kommunikation von Schweinswalen
Bioacoustics